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Glücksmomente

Foto: Denis Lauricella di Villarmosa

2018 war ich in Freiburg. Damals ging es mir nicht gut. Ein Freund hatte mich nach Freiburg eingeladen und wir verbrachten eine Woche zusammen. Früh morgens, nach dem Clubbesuch, saßen wir an der Dreisam, einem Fluss. Da können Steine aufeinandergestapelt werden oder Kinder können dort spielen. Wir waren so laut, dass wir die Nachbarschaft aufgeweckt haben. Wir warfen die Steine so hin und her, saßen dort, dann kam das Wort: Ich liebe Dich.

 

Als ich mich in Anja verliebt habe.

 

 

Fünf schreckliche Jahre nach dem frühen Tod meines Kindes lagen hinter mir als mein Sohn mir nach langer Zeit wieder in einem Traum erschien. Diesmal war es kein mit der Freude über unser Widersehen mir Kraft gebender Traum, wie ich sie im ersten Jahr nach seinem Tod häufig gesucht und gefunden hatte. Der Traum war diesmal auf dunkle Weise kalt, schmerzhaft, verwirrend und für mich unverständlich. Und - es war der erste Traum seit Jahren überhaupt, an den ich mich nach dem Aufwachen erinnern konnte. 

Ich erzählte meiner neuen Freundin von diesem Traum als sie ein paar Tage später das erste Mal bei mir zu Besuch war. Wir saßen in der warmen Nachmittagssonne auf meinem Balkon.

Ganz schnell hatte sie eine Antwort gefunden; eine Nachfrage nur und sie war sich sicher. Ihre Stimme und ihre Augen waren voll Mitgefühl und Wärme, ihre Kopfhaltung und ihr Blick zeigten mir ihr Wissen und ihr tiefes Verstehen als sie mir erklärte wie das Geträumte in ihrer Heimat und von ihrer Religion ganz anders gedeutet wird, nämlich als eine erlösende Nachricht von meinem Sohn.

Erst in diesem Augenblick habe ich mit dem Herzen begriffen, was mir mein Kopf eigentlich schon längst erklärt hatte. Eine schwere Kette löste sich endlich von meiner Brust.

 

Diese neue Chance ergriff ich sofort. An diesem Nachmittag habe ich mich in meine Freundin richtig verliebt. 

 

 

Besonders glückliche Momente hatte ich mit Tim. Da kann ich gar nicht so konkret einen Moment nennen. Immer wenn ich das Gefühl hatte, ich selbst bin meiner Liebe sehr bewusst. Ich weiß aber nie, wie der Partner mich liebt und kann nur darauf vertrauen. Denn ich habe nie 100% Sicherheit. Wenn ich diese Momente habe, gehört diese Welt nur uns zweien. Ich habe wirklich das Gefühl, ich werde genauso zurück geliebt wie ich es tue. Dann war ich absolut glücklich.

Als würde die Zeit stehen bleiben.

Als wäre die Welt um mich herum weg und es würde gerade nur diesen Moment geben. Als wäre nur das Glück vorhanden.

 

Zum Beispiel wenn ich mit Vincent spazieren gehe. Es ist das Wetter, das ich richtig gut finde. Es gab einen Tag, da sind wir nach Brandenburg rausgefahren. Es ging den ganzen Tag, auch wenn ich verschiedene Gefühle hatte, war es ein guter Tag. Den ganzen Tag hatte ich Zeit. Ich wusste, wenn ich nach Hause komme, habe ich nichts zu tun oder ich habe es ausgeblendet. Ich konnte in den Tag versinken. 

 

Jetzt-Zustand!

 

Das würde für mich auszeichnen, dass die Konditionen um uns herum so sind, dass ich in dem Moment so sein kann, ohne mich abzulenken oder an die Zukunft oder an die Vergangenheit zu denken.

 

Die Geburt meiner Tochter. Auch wenn es mir in dieser Situation nicht so klar war, musste ich weinen vor Glück. Das war bisher der beste Moment.

Glück ist manchmal auch sich selbst zu spüren. Zu merken, ich kann auch produktiv und kreativ sein. Ich kann ganz doll einatmen.

 

„Sie haben einen gesunden Jungen.“, sagte die Hebamme. Sie legte mir meinen Sohn das erste Mal in die Arme. Ich sollte ihn waschen. Scheinbar hat die Biologie in diesem Moment einen Knopf angemacht. Ich sah ein großes, rotes Herz zwischen uns aufsteigen.  Eine Liebesbeziehung zwischen Eltern und Kind passiert. Das war das intensivste Gefühl, was mir als Vater passieren konnte.

 

Foto: Dilara Malkoc

 

Bei mir angekommen zu sein, es ist das wichtigste, bei mir angekommen zu sein. Ich weiß wer ich bin, wenn ich das weiß, kann ich zu mir stehen, in mir ruhen.



Das letzte Mal, als ich geduscht im frischen Bett lag. Es war ein Ereignis oder vielmehr ein Gefühl. 



Eigentlich waren meine Glücksmomente immer, wenn ich meine eigene Stärke erfahren durfte. Die habe ich jetzt im Studium erfahren, wenn ich eine schwierige Situation zu meistern hatte oder wenn ich mir die Freiheit erkämpft habe.



Ich war joggen und habe die Bestzeit für die Strecke aufgestellt. Da war ein Stein, dann setze ich mich drauf und nahm die Kopfhörer ab. Nach dem Sport werden die Endorphine freigesetzt und ich höre die Vögel.



Das letzte Mal war ich heute glücklich. Ist ein Gemütszustand. Im Grunde bin ich jeden Tag glücklich. Grundmotiv ist das glücklich sein.

 

Nach der Arbeit war ich zu Hause, habe gekocht, habe die Musik eingeschaltet und getanzt. Während eines Schweigeretreats in einem Aschram Portugal. Plötzlich hatte ich keine Gedanken mehr und der Verstand war komplett still. Es gab nur noch Frieden. Ich war betrunken vor Freude, ohne jegliche Bewegung. Ich kann kein höheres Glück beschreiben.

 

Ich bin tatsächlich nicht jemand, der die Worte „glücklich sein“ benutzt. Ich habe für mir auch nicht ein Lebensziel gesetzt, ob ich glücklich sein möchte. Was sind das eigentlich für Komponente, die man erreichen möchte?

 

Im Leben ist immer alles vorhanden. Ich finde, ich kann das selbst steuern. Emotionssteuerung ist bewiesen. Wenn nichts glücklich gelaufen ist, dann macht das im Nachhinein auch glücklich.

 

Ich habe einen Brunnen bauen lassen in… in einem Dorf. Dort gab es kein Wasser und es leben dort 2.000 Menschen. Armen Menschen helfen, soweit es meine Kraft zulässt, das macht mich glücklich.

 

Der letzte Glücksmoment war für mich die Universität absolviert zu haben. Diese große Erleichterung, diesen Druck weg zu haben und nicht mehr unter Stress zu sein.

 

Mach Dir keine Pläne. Genieß den Moment! 

 

Das war die Erkenntnis!

Das war damit verbunden, das Wissen, das Verständnis, der Glaube, dass ich ganz allein für mich selbst, für die Qualität des eigenen Lebens verantwortlich bin. Dementsprechend habe ich die Macht, das so zu leben, wie ich es für richtig halte. Du hast für alles, was in deinem Leben passiert, die Verantwortung. Das Lesen eines Buches war es. Das war der Moment der Erkenntnis. Herrlich. Es ist immer das gleiche Prinzip, Dr. Josef Murphy, die Macht des Unterbewusstseins. Das Glauben ist wichtig, es ist entscheidend, dass man glaubt und natürlich was man glaubt, solange das positiv ist.

 

Ich habe mein Auto an der deutsch/polnischen Grenze abgestellt, weil ich nach Polen gereist bin. Da ich abgeholt wurde, habe ich das Auto in Slubice abgestellt. Und nach einer Woche habe ich in all meinen Taschen und in meinem Koffer mein Autoschlüssel gesucht. Und ich war nervös, verängstigt, dass ich nicht mehr an mein Studienort nach Zittau zurückkomme. Mein Schlüssel steckte noch im Zünder und das hat niemand gestohlen. Das war für mich ein Glücksmoment, eine Woche stand das Auto da, niemand hat es mitgenommen.

 

Das erste was mir einfällt ist der Spaziergang im Park mit Arne. Gerade in dieser Zeit hatte ich eigentlich erwartet, dass niemand draußen ist und die ganze Stadt tot ist. Vielleicht würden manche Leute die Krise kriegen und werden sauer, dass manche Menschen noch raus gehen. Ich weiß auch nicht wie gut es uns noch tut uns komplett zu isolieren. Und irgendwie war das so simpel, so alltäglich, es fühlte sich aber nicht so sonderlich alltäglich an. Es war ein Bilderbuchviertel, es waren Familien mit süßen Hunden unterwegs. Es war eine starke Idylle um uns.

 

Wenn meine Kinder arbeiten, wenn ihr Weg und die Zukunft frei ist, wenn sie ihre Arbeit haben, wenn sie in Frieden leben, wenn sie irgendwann heiraten und ich auf ihrer Hochzeit tanzen kann. Das würde mich glücklich machen. Jeden Tag, wenn ich gesund bin, bin ich so dankbar.